Selfies, das Netz und du – Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken

Junger Mann verdeckt sein Gesicht mit dem Smartphone beim Schießen eines Selfies

Ein Foto ist schnell gemacht und noch schneller hochgeladen. Bei einem Foto achten wir meistens darauf, wie wir selbst aussehen. Manchmal entgeht uns dabei, was auf dem Foto sonst noch zu sehen ist: unordentliche Zimmer im Hintergrund, andere Personen oder Spiegel, die vielleicht Dinge zeigen, die wir gar nicht auf dem Foto haben wollen. Mit diesen Methoden möchten wir den Fotoblick schärfen und den Umgang mit Fotos auf Social Media-Plattformen trainieren (Leitsatz: Think before you post). Auch rechtliche Fragen zu Bildern werden geklärt.

Ziele

  • Umgang mit Inhalten auf Social Media-Plattformen trainieren
  • Den „Fotoblick“ schärfen
  • Kritikfähigkeit in Bezug auf die Darstellungen auf Fotos fördern
  • Persönlichkeits- und Urheberrechte thematisieren
  • Sprachförderung: Bildbeschreibung, Begründungen formulieren: Wann kann ich ein Bild veröffentlichen und wann sollte ich es lassen?

Methode/Umsetzung

Vorbereitung:

Das Selfie ist eine der häufigsten Fotoarten, die gemacht und verbreitet werden. Wenn Sie eine Online-Suche zum Thema „peinliche Selfies“ starten, werden erstaunt sein, was für Bilder Internetnutzer*innen freiwillig veröffentlichen!
Lesen Sie den Abschnitt „Bild und Persönlichkeitsrechte“ unter dem Kapitel Tipps, Technik und Tutorials auf unserer Seite.

Für einen lockeren Einstieg:

Zeigen Sie den Teilnehmer*innen zunächst ein paar lustige Selfies/Fotos, die nicht immer echt sein müssen. Diskutieren Sie, welche Selfies echt sein könnten, welche nicht (Tierselfies, Fake-Fotos der englischen Königsfamilie (siehe Links).
Zeigen Sie den Teilnehmer*innen einige Bilder, die man z.B. bei Instagram unter #prettygirlsuglyfaces finden kann.

Arbeitsphase 1:

Lassen Sie die Teilnehmer*innen nach diesen Vorbildern jeweils zwei Selfies/Fotos von sich machen (es dürfen auch Gruppenselfies sein): Eines, das sie – auch gern unter Zuhilfenahme von Filtern – so  „glattgebügelt-schön“ wie möglich zeigt und eines, auf dem sie sich so unvorteilhaft wie möglich abbilden. Nutzen Sie dazu unser Material „Mein Selfie und ich“. Die Fotos werden der Gruppe präsentiert.
Die Fotos eignen sich auch als Grundlage zu einer Diskussion über die „ästhetischen“ Bilder und den Zwang zur Perfektion z.B. bei Instagram.

Anschließend oder als ernster Einstieg:

Zeigen Sie nun einige der „peinlichen“ Selfies/Fotos, die Sie bei Ihrer Suche gefunden haben. Besprechen Sie mit den Teilnehmenden folgende Fragen:

  • Worauf haben die Fotograf*innen beim Fotografieren geachtet? (Meist in erster Linie auf die eigene Person)
  • Was haben sie übersehen? (Dinge/Personen in Spiegeln oder im Hintergrund, Details, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind)
  • Wie alt sind die abgebildeten Personen? Wenn andere Personen im Hintergrund mit abgebildet sind, unter welchen Umständen durften die Bilder veröffentlicht werden?
  • Sind die Personen wohl gefragt worden? Haben sie ihre Zustimmung zur Veröffentlichung gegeben?
  • Was haltet ihr davon, wenn jemand ein Foto von euch veröffentlicht, auf dem ihr unvorteilhaft abgebildet seid?
  • Was für Kommentare haben diese Fotos wohl bekommen?

Diskutieren Sie anhand der Fragen rechtliche und auch ethische Gesichtspunkte zu dem Thema.
Nutzen Sie dazu die Infos im Abschnitt „Bild und Persönlichkeitsrechte“.

Arbeitsphase 2:

Lassen Sie die Teilnehmer*innen zwei Fotos machen. Das erste soll eine unverfängliche Situation zeigen, ein Foto, das ohne Bedenken online gestellt werden könnte. Beim zweiten soll eine peinliche Situation dargestellt werden (kann z.T. auch nur angedeutet werden), ein Foto, das die Teilnehmenden auf gar keinen Fall veröffentlichen möchten.
Die Fotos werden der Gruppe gezeigt und die Teilnehmer*innen erklären ihre Entscheidungen.
Dies kann auch ein guter Gesprächsanlass sein, um über verschiedene kulturelle Tabus und Gemeinsamkeiten zu sprechen: Was in einer Kultur als ganz normal angesehen wird, mag in einer anderen völlig unangemessen sein. Und welche Übereinstimmungen gibt es zwischen den verschiedenen Kulturen?

Anregungen und Tipps

Auch das Veröffentlichen von Kinderfotos können Sie in diesem Kontext besprechen:
Im Internet finden sich auf vielen Plattformen Bilder von Kindern, die von Eltern als „süß“ oder „lustig“ empfunden werden: die ersten Schritte, das süße Karnevalskostüm. Diese Bilder könnten den Kindern aber in einigen Jahren sehr peinlich sein (Das Internet vergisst nicht!). Sie bergen die Gefahr von späterem (Cyber-)Mobbing. Bilder (halb-)nackter Kinder und Babys können gar gesammelt, gespeichert und auf kinderpornografische Seiten gestellt werden.

(PDF) Materialien-Sammlung